Der Misserfolg als Zwischenstation

Aufrappeln ist die Kunst der Erfolgreichen

Misserfolg: Dieses Wort hat schon noch einmal eine andere Qualität als Scheitern, oder? Es beinhaltet immerhin noch den Erfolg, wenngleich er nicht erreicht wurde, während Scheitern im Empfinden vieler Menschen bereits etwas Endgültiges hat. Gescheitert – bäm! Schluss, aus, Amen. In den Erfolgsgeschichten unserer Zeit wird oft nur über ein Endergebnis, eine markante Lebensleistung oder einen spektakulären Rekord berichtet. Dass der Weg dorthin oft auch manche „Miss“-Erfolge enthielt, wird kaum erwähnt.

So hatte Astronautenlegende Neil Armstrong sich 1955 nach dem Studium der Luftfahrttechnik bei der NACA, einem Vorläufer der NASA, als Testpilot beworben. Er wurde angestellt, allerdings nicht in seinem Wunschjob. Der Wechsel an die Edwards Air Force Base, der ihm erst im zweiten Anlauf gelang, brachte ihn näher heran an die Raumfahrt. Später bei der NASA sollte der erfahrene Pilot der ersten Astronautengruppe der „Mercury Seven“ ebenfalls nicht angehören, weil er inzwischen Zivilist geworden war. Beim Gemini-8-Programm war er ab 1962 offiziell als Zivilist im Astronautenteam und flog erstmals ins All. Armstrong berichtete später, dass er eher zufällig für die Apollo-11-Mission ausgewählt wurde, auch, um als erster die Mondoberfläche zu betreten. Als Älterer und Kommandant hätte er traditionell Buzz Aldrin, dem Jüngeren im Team, den Vortritt überlassen. Doch für ihn wurde hier das Protokoll geändert. Der Rest ist Geschichte.

US-Designerin Vera Wang kleidet mit ihren Roben und Hochzeitskleidern Prominente wie Michelle Obama, Maria Carey, Jennifer Lopez und Chelsea Clinton ein. Ihr Traum in jungen Jahren war, Eiskunstläuferin zu werden. Nachdem sie sich für das US-Olympiateam nicht qualifizieren konnte, wechselte sie in die Modeindustrie. Erfahrungen hatte sie mit einem Trikotentwurf für eine „Kollegin“ auf dem Eis, Nancy Kerrigan, gesammelt. Ab 1990, mit inzwischen 40 Jahren­, machte Vera Wang sich in New York einen Namen als Modeschöpferin.

Der deutsche Skispringer Sven Hannawald blickt auf eine Karriere mit vielen Rekorden zurück: Im Winter 2001/2002 gewann er erstmals die Vierschanzentournee. 2002 wurde er zudem Olympiasieger in der Teamwertung. Zweimal war er Weltmeister im Skiflug, zweimal Team-Weltmeister im Skisprung. Insgesamt erzielte er 18 Weltcup-Siege. Er „bezahlte“ diesen Erfolg jedoch mit einem Burnout und trat mit dieser Diagnose daraufhin sofort zurück. Es folgten Krankenhausaufenthalte und langjährige Reha-Maßnahmen. Die Zeit danach war für ihn nicht einfach, zumal Sportfans oft nicht verstehen konnten, dass ein Burnout solche Folgen nach sich ziehen kann. Er nahm sich jedoch des Themas an und gründete mit einem Partner eine Unternehmensberatung im Bereich Corporate Health. Heute ist er als Speaker und Botschafter in Sachen Life Balance und Burnout-Prävention vielseitig engagiert.

Der britische Designer und Erfinder James Dyson soll mehr als 5.000 Prototypen eines beutellosen Staubsaugers gebaut haben, bevor er ein marktreifes Modell in den Händen hielt. Weil niemand am Vertrieb des DC01 interessiert war, gründete er dafür kurzerhand ein eigenes Unternehmen. Heute zählt er zu den 1.000 reichsten Menschen der Welt.

Was will ich mit diesen prominenten Beispielen anregen?


Nun, ich bin davon überzeugt, dass Scheitern keinesfalls das Gegenteil von Erfolg ist, ein „Miss“-Erfolg. Eher ist es ein Teil davon, wenn nicht sogar eine Voraussetzung. Es kommt eben darauf an, dass man es als einen solchen Zwischenschritt wahrnimmt – als nützliche Erfahrung auf dem Weg zum Erfolg. Wer erfolgreich bleiben oder werden will, hat dies verstanden. Und nicht das Scheitern selbst ist dann der Misserfolg, sondern eher die Tatsache, dass man aufgibt und sich nicht wieder aufrappeln möchte.