Was ist … ein Glaubenssatz?

Von den Wertvorstellungen anderer bestimmt

Schwierigkeiten im Erwachsenenleben sind oft in der Kindheit verankert. Sie können aus einengenden Glaubenssätzen resultieren, die uns bis in die Gegenwart beeinflussen und Lebensenergie rauben. Was macht solche Glaubenssätze aus und wie geht man damit um?

Glaubenssätze beziehen sich auf tradierte Werte, Erfahrungen und Überzeugungen. Meist werden sie uns von direkten Bezugspersonen auf den Weg mitgegeben, als eine Art Belehrung oder Einschärfung für unser Denken und Handeln. Diejenigen mit allgemeingültigem Charakter haben sich als geflügelte Worte festgeschrieben: 

  • Wer A sagt, muss auch B sagen
  • Schuster, bleib bei deinen Leisten
  • Eigenlob stinkt
  • Ohne Fleiß kein Preis
  • Erst die Arbeit, dann das Vergnügen
  • Ohne Geld bin ich nichts
  • Geld verdirbt den Charakter
  • Ordnung ist das halbe Leben
  • Was mich nicht umbringt, macht mich nur noch härter

… und viele weitere. Glaubenssätze können positiv und inspirierend sein, sie können einem selbstbestimmten Leben jedoch auch im Wege stehen. Besonders dann, wenn sie, von anderen zum Dogma erhoben, Grenzen setzen: Machst, siehst oder bewertest du etwas nicht so wie deine Eltern und alle anderen Vertrauenspersonen im persönlichen Umfeld, wirst du scheitern – und Scheitern darf nicht sein.

Menschen, die solche einschränkenden Glaubenssätze verinnerlicht haben, können schwer in die eigene Kraft kommen und ihr wahres Naturell leben. Ihnen fällt es schwer, sich die Erlaubnis für autonome Entwicklungen und Entscheidungen zu geben: zum Beispiel vertrautes Terrain zu verlassen, von Regeln abzuweichen, ein ungeliebtes Projekt abzubrechen oder einen ungewünschten Zustand aufzulösen. Vermeintlich sind sie einer Vorgabe verpflichtet, von der sie sich nicht lösen können oder dürfen. Ein Dilemma, das privates Glück oder beruflichen Erfolg verhindern und schlimmstenfalls seelisch krank machen kann.​

Wie löst man sich von überkommenen Mustern?

Selbst als erwachsener Mensch kann man den Einfluss solcher Glaubenssätze nicht ohne Weiteres bei sich erkennen, so sehr hat man sie verinnerlicht. Sie sind ins Unbewusste vorgedrungen und zum blinden Fleck geworden. Oft sind es Impulse von außen, dass man Muster entdeckt – oder die Verzweiflung darüber, dass man sich in bestimmten Situationen stets gleich torpedierend verhält. Im Coaching kann man solchen Mustern methodisch schrittweise auf den Grund gehen:

1. Glaubenssätze bewusst machen
Was schränkt mich unbewusst ein? Wonach richte ich mich „schon immer“? Ist das auch meine Vorstellung? Oder habe ich eher die Vorstellung anderer adaptiert? In welchen Situationen greift ein Glaubenssatz besonders? Ab wann übernimmt er immer wieder das Kommando? War er von Zeit zu Zeit auch hilfreich für mich? Inwieweit und in welchem Umfang hat er heute noch eine Funktion oder Berechtigung?

2. Negative Muster umwandeln
Sind negative Glaubenssätze entlarvt, können sie in positive Glaubenssätze umgewandelt werden. Hilfreich ist eine Gegenüberstellung, zum Beispiel:

  • „Ohne Fleiß kein Preis“: Ich muss stets etwas mehr leisten, um gut in meinem Job zu sein. Versus: Ich bin auch mit normalem Leistungseinsatz ziemlich gut in meinem Beruf.
  • „Eigenlob stinkt“: Ich darf mich nicht übermäßig loben, sonst mache ich mich unbeliebt. Versus: Ich bin echt stolz darauf, was ich erreicht habe.
  • „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“: Ich sollte mein Vergnügen an den Schluss stellen und mir erst mal verdienen. Versus: Ich möchte nicht Arbeit oder Vergnügen, sondern vielmehr Arbeit und Vergnügen.

3. Positive Glaubenssätze verstärken
Einfach ist die Umwandlung sicher nicht – hier ist Geduld mit sich selbst gefragt. Es braucht Zeit, tiefsitzende Überzeugungen loszulassen. Fortwährende Eigenreflektion ist nötig, um negative Muster zu erkennen, anzunehmen und in positive Muster zu überführen.

Der seiner selbst bewusste Erwachsene lässt Limitierendes aus der Vergangenheit los. Er erlebt, dass sein Selbstwertgefühl steigt, sobald er anfängt, sich so zu verhalten, wie es ihm entspricht, und aufhört, sich dem Umfeld anzupassen. Er schafft sich neue Motive, nach denen er sein Leben ausrichten kann und übernimmt damit die Verantwortung für seine Glücks- und Erfolgsgestaltung.


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